Eine Ära geht zu Ende
Ätna
Auf ARTE ein Beitrag zum aktivsten und höchsten Vulkan Europas. KLICK
Sommertage
Amici in Cucina
Katrin geht auf den Pfaden der Franziskaner
Cava Carusella
Winter in Sizilien
Die Zisterne vom Casa Maltese
Noto wunderschön
Öl- Abfüllen mit Heidi und Rolf
Herbst 2017
Heidi’s Geburtstag
Olivenernte
Operai
Grigliata
Ausflug nach Ragausa
Alle im Haus (Starkregen im Oktober!!)
Nico und Michele montieren die neuen Fenster
Gegrillter Fisch
Bernadette und Katrin
Cava Ispica
Stimmungen
Sommer in der Hitze
Der Sommer 2017 war heiss! Katrin wurde es auch einmal zu viel. Glücklicherweise konnten wir uns, während der Mittagszeit im Haus unter den Ventilator setzten / legen und die kühleren Abendstunden abwarten.
Mir geht‘s in der Hitze prima! Ich kann bestens auf dem Feld arbeiten, wenn ich genügend zu trinken erhalte. Seit die Bauarbeiten zu Ende sind, trage ich die Steine von den Grabungsarbeiten zur Seite. Es liegt auch vom Mauerbau immer noch haufenweise „Abschlag" in den Feldern. Mein Projekt die Erde „steinfrei“ zu machen wird wohl noch Jahre dauern. Rolf hat auf dem Internet eine Maschine gefunden, die Steine zu Pulver verarbeiten kann. Wir schauten uns begeistert YouTube Filme an und mussten erkennen „so eine Maschine müssen wir haben“.
Auf der Terrasse lebt‘s sich im Sommer auch gut! Ob mit der Nähmaschine zum Arbeiten, bei einem kleinen Fest oder beim „Passata“ machen.
Aber auch bei einem Sommergewitter, wie es hier nur ganz ganz selten vorkommt zeigt sich der Sommer von seiner schönsten Seite. Unsere jungen Olivenbäume haben jeden Tropfen genossen.
Auf den Fotos sind kleine kurze Momente die sich einprägen. Heidi zeigt die erste Ernte von ihrem Hügel, der vor wenigen Jahren noch eine Maggia war und nun, wiederbepflanzt schon die ersten Früchte gibt.
Bei Maucieris wurden wir in die Geheimnisse der „pomodori secchi“ eingeweiht. Kaum zu glauben, dass sie diese vielen Tomaten selber in der Sonne getrocknet haben.
Auf einem Antiquitätenmarkt finden wir alte sizilianische Schalen für Früchte und ganz unbeachtet am Wegrand ein Relikt aus der Vergangenheit. Das motorisierte Velo ist aber nicht zu verkaufen, es wird immer noch gebraucht. Technik, die der Zeit widersteht, hat etwas Anmutiges und in seiner Art Schönes. Fast wie altes Steingut : - ).
Unfall auf der Baustelle
Unser Panda fährt wieder
Zitronen oder nicht?
Besuch bei Arturo und Marghe
Umweg über die Toskana
Und wieder wird es Frühling
Im Frühling erlebten wir Sizilien von seiner milden und farbigen Seite. Seit Wochen, besser gesagt seit dem letzten Herbst regnete es immer wieder. Die Vegetation auf der Insel war einfach prächtig! Überall Blumen und sattes Grün. Im Garten konnten wir die wunderbare Frühlingssonne genießen, sie ist nicht stechend wie im Sommer mehr mild und lieblich. Tagsüber wurde es angenehm warm, gerade richtig für Wanderungen und Aussenarbeiten.
Wie schon oft, entschliessen wir uns auch in diesem Frühling für einen Ausflug in die Cava Grande. Auf der Wanderung zum Wasserfall sahen wir am Wegrand Orchideen und Schmetterlinge, die sich im Wettbewerb der Farben gegenseitig zu überbieten versuchten. Wer am Schluss bunter und hübscher war, ist kaum zu entscheiden. Uns jedenfalls machte die Wanderung richtig glücklich. Besonders das Bad im -zugegeben- sehr kalten Wasser erfrischte uns und liess uns erahnen, dass schon in wenigen Wochen der Sommer über das Land ziehen wird.
Nicht nur wir suchten die Wärme in Sizilien, auch einige Besucher genossen die Tag an der Sonne. Kathrin von der Schule reiste mit ihrer Familie vorbei und Markus und Renate besuchten nicht nur uns, sondern auch das benachbarte grosse Grundstück an dem sie zusammen gerade etwas herumdenken. Wer weiss, vielleicht haben wir bald Nachbarn.
In Sizilien gibt es überall „freie“ Hunde die die Nähe der Menschen suchen! Das ist ein grosses Problem, weil diese wilden Hundefamilien sich in den Weiten der Landschaft bestens fortpflanzen können und genügend Nahrung in den weggeworfenen Kehrichtsäcken am Wegrand finden. Zoe wollte jeden mit nach Hause nehmen! Überall fand sie ein „Wuffi“ und nur miit Mühe konnten wir sie von der halbstündlichen spontanen Verliebtheit in ein kleines „Hundelein“ davon abhalten.
Arturo ist ein wunderbarer Koch, er bringt "Sizilien" in jeder Variation auf den Teller. Mal ist es Fisch, dann wieder Gemüse oder auch Reis und andere Getreide. Das Essen bei Arturo ist aber viel mehr! Hier treffen sich unterschiedlichste Leute aus der Umgebung, Feriengäste genuso wie Einheimische oder Freunde aus Napoli oder Norditalien. An Themen mangelt es nie! Politik, Architektur biografische Erzählungen oder Kurioses. Immer wieder, sitzt eine spannende Runde beisammen. Ich bedaure oft, dass ich nicht alles verstehe, wenn es schnell und hitzig zugeht. Nicht selten verliere ich den Faden der Auseinandersetzung. Wer Italiener kennt (vielleicht sind Sizilianern noch ausgeprägter), Kommunikation ist allein Sprache, sondern Gestus und Handzeichen, kurz Bewegung. So gelingt es dann doch, den Zusammenhang neu zu interpretieren.
Das letzte Mal / Dieci passi
Febbraio
Panda
Subito.it ist vergleichbar mit tutti.ch, dort findet man alles aus zweiter oder dritter Hand. Die Mietwagengeschichten und -preise der letzten Jahre verlocken mich schon lange zum Autokauf.
Sizilien ist voller Schlaglöcher und ungeteerten Strassen. Manche Bekannten erreichen wir nur über sehr sehr einfache Feldwege. Ein Panda, wie ihn hier übrigens ganz viele fahren, ist genau das Richtige für uns. Katrin wünschte sich einen Katalysator und Kopfstützen - das findet man auch in einem Panda - kein Problem oder nur ein Kleines. Ihre kritische Haltung machte den Kauf nicht ganz einfach. Schlussendlich sollte sie mit ihren Zweifeln Recht bekommen. In Sizilien ist beim Autokauf Vorsicht geboten. Also, wählte ich anhand einiger Abbildungen einen vertrauenswürdigen Panda auf subito.it aus und Ruth kaufte ihn für mich. Sie ist die Halterin, weil wir ohne Niederlassung keine Chance auf ein Nummernschild haben. Die erste Überraschung zeigt sich bei der Versicherung. Jeder Wagen wird neu versichert, auch wenn der Halter bereits zwanzig Jahre unfallfrei gefahren ist und noch immer alle Punti auf dem Fahrausweis hat. Nichts, neuer Wagen, volle Prämie! Damit lässt sich leben, aber das beim Autokauf auch noch eine happige Handänderung anfällt, damit hätte ich nun doch nicht gerechnet. Dieser Betrag hat nichts mit dem jährlichen Bollo zu tun, der kommt noch extra dazu. Ganz zu schweigen davon, dass vergleichbare Autos wie sie auf Subito angeboten und verkauft werden in der Schweiz die Motorfahrzeugkontrolle kaum bestehen würden. Aber ich war entschlossen zum Pandakauf und zog mein Vorhaben durch! Basta, billiger als diese ewigen Mietwagen wird das sicher!!
Dann kam er, grün (soll eine legendäre Farbe sein!) und ... ja eben gebraucht! Die Sitze wurden wohl ziemlich beansprucht und hängen durch - das macht aber nichts mit einem Kissen ist dem leicht abzuhelfen. Auf meiner ersten Fahrt - ein wunderbares Gefühl übrigens- fällt dan der Rückspiegel ab. Eine Lappalie, Ersatz gibt es überall zu kleinem Geld und die Montage ist ein Kinderspiel. Am zweiten Tag bemerkte ich einen Platten hinten rechts - auch das ist kein Problem, jeder Panda hat ein Ersatzrad unter dem Kühler und einmal kann das ja passieren bei diesen Strassen. Ich entschliesse mich zur Totalerneuerung beider Reifen. Auch die finden sich an jeder Ecke. Gemacht ist dieser Wechsel in einer Viertelstunde und Pneus wären ja sowieso einmal nötig gewesen - das lohnt sich sicher. Am Sonntag gehen wir zu Besuch zu Ragi, diese Strasse ist wirklich eine Herausforderung; seil, steinig und zerklüftet! Erst tönt der Motor komisch, dann knallt und knackt es. Da ist etwas wirklich nicht mehr in Ordnung. Mit Mühe schaffen wir es mit Ragis Hilfe zu einem Mechaniker. Er wird sich am Montag darum kümmern. Anderntags ist der ausgehängte Motor wieder fixiert und das verschlagene Kreuzgelenk ersetzt.
Nun gehts aber ab! Ach ja, die Handbremse geht schon seit Beginn fast nicht! Die ist eigentlich auch kaum notwendig zum Fahren (eher zum Parken, aber dafür ist der Panda nicht gedacht). Tags darauf bemerke ich, das mein Panda auch ohne Gas von selber auf 60 Km beschleunigt. Umdenken ist gefordert, einfach mehr mit den Bremsen fahren und den Wagen seine Arbeit tun lassen. Das ist kein Schaden, alles tönt gesund unter der Haube, das ist bestenfalls eine Marotte oder sogar ein "Fiutscher". Ich denke um und fahre bestens weiter. Mit Thomas gehe ich später zur Bank und stelle den Wagen kurz ab. Es ist steil hier, zur Unterstützung der Motorenbremse ziehe ich an der wirkungslosen Handbremse. Geld abheben und losfahren! Anfangs geht es gut, dann bremst der Panda abrupt von selber (Man darf nicht vergessen, dass er auch von selber fahren will!!! ich rieche das Kräftemessen zwischen Motor und Fahrgestell.)! Die Handbremse hat sich mit dem letzten Rest Bremsbelag festgekrallt! Wir stehen am Rand eines Kreisels und bringe den Panda keinen Meter vor und keinen zurück! Ich schreibe einen Zettel „frena blocata - scusi!“ und lasse ihn stehen. Nach wenigen Stunden sind die Bremsbacken erkaltet. Er rollt wieder und ich kann nach Noto fahren. Ruth wartet bereits und bringt ihn erneut zum Mechaniker - ein Meister seines Fachs übrigens. Der fasst das kurz zusammen: „Einen Panda kann man immer flicken, wenn du wiederkommst, ist er wieder flott!“
Die Italiener haben ein Herz für ihren Panda und ich liebe meinen auch!
Nico macht Fenster fürs Haus
Wind, Regen und Kälte, all das gibt es auch in Sizilien, das Haus ist so weit renoviert, wir können bequem darin leben. Es hat Wasser und Badezimmer, die Küchen funktionieren und mit den Eisentüren lässt sich das Haus verschliessen. Was nun dringend eingebaut werden muss sind gute, stabile, und multifunktionale Fenster! Nico hat sich der Sache angenommen und für uns Fenster konstruiert. Mit einem speziellen Glas soll die Hitze draussen bleiben. Das gewählte Holz (Accoja = mit Essig behandeltes Nadelholz) wird witterungsbeständig sein, so halten die Fenster lange. Der Fensterbau ist eine anspruchsvolle Arbeit, alles muss bestens passen und funktional optimiert sein, damit sie später montiert werden können. Ich staune wie Nico das kann. Auch wenn wir beide „Berufskollegen“ sind kann ich bestenfalls als Handlager dienlich sein.
Endlich Regen
Ohne Wasser keine Oliven und kein Olivenöl! Das haben wir im Herbst vom vergangenen Jahr erfahren. Die Ernte reichte grad dazu aus, einige Kilos in Salzlacke einzulegen. Nun ist er gekommen, der grosse Regen auf den wir seit gut zwei Jahren warten. Die heftigen Regenfälle liessen Strassen zu Bächen und die ausgetrockneten Flussläufe zu reissenden Strömen werden. An einigen Orten wurde Kulturland überschwemmt und ganze Ernten weggespült.
Oft fragt man uns...
Der südöstliche Zipfel Sizilien ist, nach den vorgelagerten Inseln, der erste erreichbare Hafen Europas. In den vergangen Jahren haben die Flüchlingsboote, die über das Meer einen Weg in ein sicheres Leben suchen, stark zugenommen. Die bedenkliche Entwicklung in Syrien, der religiöse Extremismus im nahen Osten, die Entwicklung in der Türkei treiben viele Menschen in der Hoffnung auf ein besseres und freieres Leben aufs Meer.
Die Routen sind nicht neu! Schon immer kommen Migranten an denselben Plätzen in Sizilien an. Die sizilianische Gesellschaft ist geprägt von einer Entwicklung im Einfluss verschiedener Kulturen. Der maurische Baustil, die Bewässerungsanlagen, Kulturpflanzen wie Zitronen und Oliven zeugen von dem arabischen Einfluss auf der Insel.
Heute kommen Menschen auf der Flucht, die meisten aus wirtschaftlicher Not oder weil sie aus ihren Städten vertrieben wurden. Die Einwanderung ist ein grosses Problem! Europas Ränder spüren die Vökerbewegungen am meisten und die Hilfe aus Zentraleuropa ist zögerlich.
Die gestrandeten Flüchtlinge verbleiben nach unseren Informationen für einige Zeit in Flüchtlingslagern auf Sizilien bevor sie in einem anderen europäischen Land Aufnahme finden. Nur wenigen Immigranten gelingt es sich frei (ohne Papiere versteht sich) auf Sizilien zu bewegen. Ist das der Fall, dann arbeiten sie als billige Hilfskräfte (oft sind es Männer) in den Plastiktunneln der Gemüsebauern. Wir sehen diese Menschen in grösster Hitze auf Fahrrädern zur Arbeit fahren oder während der Siesta in Bars sitzen. Die Gesellschaft in Sizilien kann seit je mit kultureller Vielfalt umgehen. Vermischungen gibt es aber heute kaum mehr! In Pachino arbeiten viele Immigranten in der Produktion von Cherrytomaten, sie prägen das Stadtbild. Sizilianer sehen wir in gewissen Stadtteilen keine mehr.
Fazit: Immigration gehört genauso zu Sizilien wie die Ausbeutung der Insel. Sizilien ist ein Schmelztiegel der Kulturen und gewohnt mit Verschiedenartigkeit umzugehen. Das heisst aber nicht, dass Sizilien keine Probleme mit Einwanderung hat! Das Thema wird aber im Gespräch ausgeblendet, kaum jemand will sich dazu äussern. Viele Sizilianer fühlen sich von Mitteleuropa vergessen und misstrauen der Unterstützung durch die Europäische Union, weil sie selber kaum Zuschüsse in wirtschaftlich schwierigen Zeiten erhalten.
Wir werden oft gefragt, ob wir von den tragischen Flüchtlingsbewegungen im Mittelmeer etwas mitbekommen? Ja, das bekommen wir! Auf der Insel wird wegen der Unterschichtung der Gesellschaft Arbeit immer schlechter bezahlt, im Warenhaus in der Schweiz gibt es Landwirtschaftsprodukte zu immer günstigeren Preisen. Diese Rechnung geht im Mikrokosmos nicht auf, jemand bezahlt den gesparten Franken. In Sizilien sind das die nordafrikanischen Erntehelfer genauso wie die arbeitslosen sizilianischen Jugendlichen.
Wieder zu Hause finden wir in der Migros mitten im Winter Tomaten, Zucchinis, Gurken, Auberginen und Pepperonis im Angebot!
Goethe bereiste Sizilien
"Italien ohne Sizilien macht gar kein Bild in der Seele. Hier ist erst der Schlüssel zu allem."
J.W. Goethe
Lieber Herr Goethe
Wie viel gäbe ich darum Sizilien zu sehen wie Sie es sahen. Mit Ihrer Reisegeschwindigkeit, die Unberührtheit und Ursprünglichkeit Siziliens zu entdecken muss wunderbar gewesen sein!
Wenn es ein unberührtes Sizilien jemals gab, dann haben Sie mit Ihren Text als einer der Ersten davon berichtet. Ich schaue von heute auf die Insel und erlaube mir auch zwei drei Gedanken. Was meinen Sie dazu?
Sizilien macht von alleine ein Bild in der Seele und Italien ein Anderes. Wohl verteilte Garibaldi den Reichtum Siziliens über ganz Italien. Die sizilianische Seele ist aber auf der Insel geblieben. Diese sizilianische Seele entstanden im Brennpunkt der Kulturen macht ein Bild in der Seele. Italien fühlt diese Seele nicht! Mit ihrem Dichterwort ausgedrückt: „….. wird es nie erjagen“. Ohne die geplünderten Reichtümer Siziliens, das Getreide, die Ölpressen und landwirtschaftlichen Methoden, wäre Italien niemals geworden, was es heute ist. Sizilien ist die Insel zwischen Afrika und Festland geblieben. Seine Kultur wollte auf dem Festland niemand.
Die Ausbeutung der Insel hat glücklicherweise aufgehört. Der Norden führt heute den Staat. Wie geschickt darüber dürfen andere streiten. Sizilien wird dabei einfach vergessen und vernachlässigt. Zurück in den Süden fliesst kaum ein Rinnsaal ,weder Geld noch Dank. Sizilien verarmt!
Mein Zitat würde so lauten:
„Italien ohne Sizilien ist nicht zu denken, Sizilien ohne Italien könnte das Paradies auf Erden sein“.
Lieber Herr Goethe, ich danke Ihnen für Ihren wunderbaren Text „Sizilienreise“. Ein Andenken an die grosse Zeit der Insel, deren Spuren leider vielerorts nur noch in verschiedenen Stadien des Verfalls zu bewundern sind.
Weihnachten und Neujahr
Es fällt Regen an Weihnachten - endlich! Im letzten Jahr konnten wir zur gleichen Zeit noch im Meer baden. Es war ganz einfach unmöglich im Haus zu übernachten. Ich war froh, durfte ich bei Rolf und Heidi unterschlüpfen. In ihrer Wohnung war es warm und herzlich. Viele Gäste, lange Gespräche, interessante Geschichten und gutes Essen! Was will man mehr vom Leben? Allerdings erlebten wir die Kältewelle über Südeuropa hautnah mit. Manchmal fielen die Temperaturen unter den Nullpunkt, morgens mussten wir Eis von der Autoscheibe kratzen. Besonders eindrucksvoll war die Zitronen- und Orangenernte bei Freunden. Aus dem strahlend-blauen Himmel fielen feine Flocken Schnee, wir pflückten mit Handschuhen, Schal und einer Wollmütze Südfrüchte. In der Schweiz verbinden wir diese Früchte mit stetigem Sonnenschein und Hitze. Die Orangen sind allerdings im Winter reif und müssen auch bei Kälte gepflückt werden.
Unsere Handwerkern luden zu einem besonderen Fest. Giovanni, der zuverlässige und initiative Fabro drehte uns ein Schwein auf dem Spiess. Zusammen mit vielen Freunden genossen wir die Fleischstücke in Scheiben, begleitet von Antipasti und Wein. Ich habe mir vorher einen Fastentag gegönnt - ich wusste was mich erwartet!
Herbst 2016
Im Herbst überrascht der Shirocco Sizilien immer wieder mit heissen Winden aus der Wüste Afrikas. Die Wärme haben wir genossen, den mitverblasenen Staub und Sand der durch die offenen Fenster drang weniger. Am Abend nachdem wir den Handwerkerstaub beseitig hatten, mussten wir merken, dass der Wind bis unter unsere Bettdecke Sand getragen hat.
Unsere Ecke von Sizilien erlebt seit gut zwei Jahren wieder einmal einen „Regenherbst“. Die Wasserspeicher sind derart aufgebraucht, dass auch starker Regen nicht ausreicht, sie wieder zu füllen. Aber oberflächlich verwandelt sich die sonst herbstlich verbrannte Erde in ein grünes Meer von Gras und Blumen – ein seltener Anblick! Gut für die Oliven und Mandeln, sie brauchen das Wasser dringend. Wir haben erfahren, dass eine Garrube (Johannisbrotbaum) drei Jahre, ein Olivenbaum zwei und ein Mandelbaum gut ein Jahr gänzlich auf Wasser verzichten und trotzdem noch Früchte tragen kann. Bei den Oliven haben wir es nun zu spüren bekommen! In der ganzen Region ist die Ernte minimal, einige Ölmühlen haben erst gar nicht geöffnet! Wo im letzten Jahr noch ein hektisches Kommen und Gehen war, ist nun gemächliche Ruhe eingekehrt. Bauern die Oliven haben tragen weniger in die Mühle und die langen Wartezeiten bis man zu Pressung kam gab es in diesem Jahr nicht!
Es ist schön zu erleben, wie wir immer mehr einen Teil unseres Lebens mit Menschen aus der Region in Sizilien verbinden. Katrin und ich erlebten wunderbare Stunden mit Freunden bei geselligem Essen und interessanten Gesprächen. Etwas ganz besonderes haben wir mit Ruth und Domenico erlebt, sie beide räumen immer wieder ihr Haus auf. Dabei sind sie über einen unbenutzten Töff gestolpert den niemand wirklich braucht. Ich interessierte mich für ihn – wär doch schön ein Moppet zu haben mit dem ich schnell etwas besorgen kann. Katrin war weniger erfreut und dann liess ich vom Kauf ab. Einige Tage später telefonierte mir Ruth und schenkte uns kurzerhand den Töff – beim Abholen sagte Katrin ganz leise „vielleicht machen wir heute noch eine kleine Tour nach Rosolini!“. Es ist nicht dazu gekommen, aber im Sommer holen wir das bestimmt nach.
Rolf und Heidi waren auch in der Region, ihr Projekt nimmt langsam Formen an, das wunderbar gelegene „Casa Maltese“ (schreibe ich das richtig?) hat einen Stalzug bekommen damit die über zweihundert Jahre alten Mauern der Witterung bis zum Renovationsbeginn stand halten. Wir verbrachte viel Zeit zusammen. Durch sie lernten wir weitere "Imigranten“ kennen. Bei einem Besuch in ihrem wunderbaren Daheim in der Nähe von Noto staunten wir sehr. Sie bauten ihr Haus fast gänzlich aus denselben regionalen Baustoffen wie wir auch. Aber nicht nur das, bei ihnen sprudelt eine Quelle aus dem Berg die das ganze Tal auch während den heissen Sommermonaten mit Wasser versorgt. Eine Seltenheit in unserer Region!
In vielen Häusern ist der Pool eine willkommene Erfrischung wenn's heiss ist im Sommer. Katrin und ich haben aber eher Mühe mit der Vorstellung einen blauen Pool in die wunderbare Landschaft zu bauen und das Wasser mit Chlor sauber zu halten. Seit einiger Zeit grüble ich über eine Lösung nach, wie ich sich aus Südspanien kenne. Dort werden wenig Pools gebaut, die Balsa ist zugleich Abkühlung im Sommer, wie auch Wasserspeicher für Haus und Garten. Das Wasser bleibt sauber, weil immer wieder ein bisschen Neues nachfliesst. Im Haus hat ein Freund von Rolf dieses Prinzip beim Pool umgesetzt, ihr Bassin wird stetig von der Quelle mit Frischwasser versorgt, braucht darum keine Chemie und ist immer kühl und sauber und zudem noch ein Wasserreservoir für die kleine Turbine (die aber noch in Planung ist).
Auch in diesem Herbst hatten wir beide Teile unserer Familien zu Besuch, Mein Bruder und Madeleine kamen mit Noah für zwei Wochen ins Poggio delle Mandorle in die Ferien und auch Nick war mit Rebekka wieder für einige Tage bei uns.
Es gäbe noch viel zu erzählen – auf den wenigen Fotos sind einige tolle Momente abgebildet, die sicher die am meisten freuen die mit dabei gewesen sind.
Sommer 2016
Besucher
Cava Grande
Im Sommer ist die Cava Grande nur mit Mühe erreichbar. Den Abstieg wagt man am besten erst dann, wenn die Sonne nicht mehr zu stark an den Hang brennt. Wir sind in der Hitze abgestiegen und in der "Abendfrische" wieder aufgestiegen. Das Bad im kalten Wasser war die Mühe wert.
Mandelernte
Mandeln gibt es in diesem Jahr reichlich, trotz den zwei Jahren ohne Regen tragen die Bäume reichlich Früchte. Die Mandelernte ist anstrengend. Zuerst müssen die Nüsse mit langen Stangen von den (viel zu hohen) Bäumen herunter geschlagen werden. In grossen Netzen sammeln wir alles zusammen und dann kommen sie auf den Tisch und werden von den grünen Schalen befreit. Es gäbe dazu auch einfache Maschinen, wir machen das aber von Hand! Wenn viele Pflücker einander helfen, dann geht's recht rasch vorwärts, alleine oder zu zweit ist es aber eine Sisyphusarbeit bei der das Ende kaum absehbar ist.
Nach weiteren zwei bis drei Tagen an der Sonne, sind die Mandeln trocken. Nun werden sie in Säcke abgefüllt und müssen nur noch geöffnet werden. Diese Arbeit ist zeitaufwändig! Die Schalen sind hart, troz der wirklich guten "Handmaschine" die wir haben, braucht es für ein Kilo geöffnete Mandeln zwei Stunden Arbeit. Der Verkaufspreis von Mandeln ist tief, im Direktverkauf bekommt ein Bauer umgerechnet Fr. 30.-. Obwohl das Produkt begehrt ist (Mandeln aus der Region Avola sind die besten der Welt!! und nicht mit Kalifornischen zu vergleichen), fürchten viele den Aufwand und ersetzten die Bäume mit Oliven oder im schlimmsten Fall mit Plastiktunneln für Tomaten, Auberginen oder Zuchetti.
Mandeln sind ursprüngliche Feldfrüchte in Südsizilien. Die Bäume brauchen kaum Wasser und in der Schale lassen sie sich problemlos mehrere Jahre aufbewahren. Mandeln gehörten früher zu den Grundnahrungsmitteln der eher armen Bevölkerung. Heute erinnern nur noch die vielen Backwaren und Süssspeisen an diese Tradition, fast jede Familie hat ein ererbtes eigenes Rezept für einen Kuchen oder eine Creme. Besondern beliebt ist immer noch Mandelmilch die aus gemahlenen Mandeln und Wasser hergestellt wird. Mandelmilch enthält was ein Mensch in diesem Klima braucht und ist ein vollwertiges Nahrungsmittel.
Operatori
Im Sommer ist es sehr heiss und auf der Baustelle geht alles sehr langsam. Ich war voller Tatendrang, musste aber merken, dass unsere Handwerker schon zwei Wochen vor den Ferien halbtags oder gar nicht arbeiteten. Die gesteckten Ziele erreichen wir natürlich nicht.
Ab jetzt können wir im Haus wohnen (wenn's warm ist!)
Zuerst machten Nico und ich das Haus bewohnbar, wir isolierten Türen, putzten Baustaub weg, zimmerten die Betten zusammen und montierten (wichtig!) ein Sonnendach. Katrin kam ein Woche später. Jetzt mussten wir acht Matratzen für die Ragazzi organisieren, die bereits auf der Anreise waren. Den Empfang von Katrin (und meinen Geburtstag) feierten wir mit einer grossen Grillata auf der Terrasse. Alle unser Freunde, Nachbarn und Handwerker kamen zum Fest. Das Haus ist jetzt bewohnbar!
Nach einer Woche kamen die Ragazzi, das Haus wurde belebt und überall wo ein Platz zum Schlafen war, richtete sich jemand ein. Die Abende auf der Terrasse wurden zum Fest. Wir begannen in der Feuerschale zu kochen, damit wir für alle genug zu Essen hatten.
Küche - wie sie werden soll ;-)
Frühling 2016 mit Familie
Bauarbeiten machen Fortschritte
Das Olivenöl ist abgefüllt
Nun haben wir unsere ersten Flaschen abgefüllt, etikettiert und professionell verschlossen (Danke Elke!). Wir verkaufen die Flaschen auch und wer mag, darf sich gern bei uns melden.
Febbraio 2016
Auf der Baustelle ist viel passiert, wir können uns schon gut vorstellen wie das Haus aussehen wird, wenn es fertig ist. Ich bin mit Bauen ziemlich vertraut, vielleicht hatten wir erstmals kleine Differenzen mit dem Handwerker. Viele Arbeitsschritte gingen fast zu schnell, damit nun die Haustechnik verlegt werden kann, müssen zugemauerte Böden wieder aufgerissen werden. Mich dünkt das für die viele Arbeit etwas Schade und für den Boden bedeuten neue Löcher natürlich Instabilität. Mir ist erstmals bewusst geworden, wie verschieden in der Schweiz und in Sizilien gebaut wird, Erschwerten kommt noch dazu, dass ich nur ab und zu auf der Baustelle bin. Trotzdem, unser Bauarbeiter haben sehr gut gearbeitet, das Haus wird schön und fast alles ist nach unseren Vorstellungen. Sicher wäre eine genauere Planung besser gewesen, aber eben; "Nachher hat man alles vorher schon gewusst!.
Im Februar machte der Bau grosse Fortschritte. Während der ganzen Zeit hat mich mein Vater begleitet, er hat die Mandeln und Oliven geschnitten und ist mir bei vielen Entscheidungen zur Seite gestanden. Für uns waren die Tage ein richtiges Fest. Mit unseren Handwerkern machten wir die Eine und Andere "Grillata". Dabei gabs reichlich Fleisch und natürlich immer wieder Artischocken vom Feuer.
Capo d'anno 2015 / 2016
Zu Silvester und Neujahr besuchten wir Arturo und Margherita als Gäste Silvester und Neujahr Arturo verwöhnte uns mit erlesenen Speisen aus seinem Rezeptbuch und wir genossen die sizilianische Gastfreundschaft in vollen Zügen.
Von Giovanni dem Fabro wurden wir auf einen Bauernhof zum "Buurezmorge" eingeladen. Es gab heissen frischen Riccotta mit allerlei Zutaten. Das Morgenessen inmitten vieler anderer Besucher war ein ganz besonderes Erlebnis. Der Bauer serviert einfach heissen Riccotta. Alles andere bringen die Besucher selber mit. Ja, es stimmt! Zu Riccotta passt am Morgen nicht Kaffee sondern Wein - für uns schon etwas früh am Tag!!
Zum Z' Mittag waren wir bei Maucieris eingeladen - der Austausch mit Schweizern die eine Doppelwurzel in beiden Ländern haben ist immer sehr interessant. Beim Mittag lernen wir auch Bauers kennen, die auch schon seit fast zwanzig Jahren hier leben. Es ist erstaunlich, dass in der Region immer wieder Begegnungen mit ganz unterschiedlichen "Emigranten" gesehen können. Alle sind aus einem andern Grund hierher gekommen trotzdem verbindet alle ein roter Faden: Die Liebe und Freude an der wunderbaren Umgebung hin den Provinzen Siracusa und Ragusa.
Cava Ispica (grad um die Ecke bei uns!)
Ein wilder Pfad (es braucht einen "Gretel zum durchkommen" ganz in der Nähe von uns. Die Wanderung von Ispica nach Modica Dauert rund vier Stunden, belohnt wir man mit wunderbarer Natur und alten Bauten, Skulpturen, Felsenkirchen, Grabstätten vergangener Kulturen und einer umwerfenden Botanik.
Am 3. Dezember Ausbruch Ätna
Leider konnten wir nur über die Medien mitverfolgen wie der Ätna nach zwei Jahren wieder einmal ausgebrochen ist. Es lohnt sich die wunderbaren Bilder des gewaltigen Natur-schauspiels im Internet zu recherchieren. Das Farben-spiel und die unbändige Kraft lassen einem staunen! Oft werden wir gefragt, ob wir uns nicht vor dem Vulkan fürchten. Eine Frage die mich überfordert Wer leben nicht mit der Gefahr eines Ausbruchs und profitieren auch nicht von der Fruchtbarkeit, die vulkanische Asche und erkaltete Lava mit sich bringt. Pistazien bester Qualität wachsen nur in dieser Erde und sonst nirgends auf Sizilien! Wir wissen von Sizilianern, das sie den Vulkan mehr lieben als fürchten. Dieses Gefühl wollen wir uns gern als Beispiel nehmen - ich persönlich hätte den Ausbruch gern in sicherer Entfernung vor Ort miterlebt.
Übrigens, in unmittelbarer Nähe von unserem Haus gibt es ein griechisches Theater wo man direkte Sicht auf den Ätna hat.
Willkommen bei einem wunderbaren Essen von Arturo Herbst 2015
Olivenernte
In diesem Jahr hatten wir Glück mit der Olivenernte. Die Bäume waren reich behangen und die Früchte zur rechten Zeit reif. In Sizilien beginnt die Ernte der reifen Oliven Ende September, gerade zu richtigen Zeit für uns. Je weiter nördlich verschiebt sich die Ernte bis nach Norditalien bis in den Januar. Katrin und ich verstehen noch nicht allzu viel von der Olivenernte, aber Ruth ist wie immer unsere Lehrerin. Es ist einfacher als gedacht, die reifen Früchte von den Bäumen zu kämmen, im Netz aufzufangen und in Kisten und Säcke zu verpacken. Danach muss man möglichst schnell in die Ölmühle fahren, weil frisch gepflückten Oliven qualitativ das beste Öl geben. Der Ertrag schwankt mit den klimatischen Bedingungen des vergangenen Jahres und natürlich mit der Regenmenge. Der Befall von Insekten kann die Ernte ebenfalls beeinträchtigen und das Öl sogar verderben. In diesem Jahr standen die Zeichen gut. Wasser hatten die Pflanzen reichlich und kaum eine Olive hatte einen Insektenstich. Wir konnten also fast nichts falsch machen.
Oliven lassen sich zwar leicht ernten, aber die Bäume geben trotzdem zu tun! Wir haben eher grosse Bäume und müssen darum mit einer langen Leiter oder kletternd zu den Früchten vordringen. Für einen Baum brauchten Katrin und ich zwischen einer guten Stunde bis zu einem halben Tag. Glücklicherweise bekamen wir bald Hilfe von Dominic und Marius. Beide hatten richtig Spass an der Ernte und an den Bäumen. Mit vereinten Kräften konnten wir viel schneller lesen und mit den ersten Schnitt der Bäume beginnen. Marius und Dominic liessen sich schnell auf diese Aufgabe ein. Ruth ermutigte uns und zeigte die wichtigsten Grundsätze für den Baumschnitt.Katrin und ich verbrannten das Schnittholz vor Ort, da kam eine riesige Menge Holz zusammen und wir mussten beide staunend zusehen wie leicht das grüne Holz verbrannte.
Olivenertehelfer erhalten in Sizilien natürlich einen angemessenen Lohn. Der Verteilungsschlüssel ist nach Tradition folgendermassen:
Der Ertrag wird durch zwei dividiert, die eine Hälfte geht an den Besitzer, die andere Hälfte wird unter den Pflückern aufgeteilt. Das ist nicht zu unterschätzen, Dominic und Marius reisten mit einem zusätzlichen Einkaufswagen nach Hause (Natürlich nicht nur mit Olivenöl). Die Teilung ist eine ernste Angelegenheit. Wir beobachteten in der Mühle ganze Gruppen die auf wenige Gramm genau das gewonnene Öl unter sich aufteilen.
Was bei uns der Apfelbaum ist ist in Sizilien der Olivenbaum, er gibt und gibt und gibt - in manchen Jahren reichlich, in anderen wenig und manchmal auch nichts. Viele Familien hier haben ihre paar Bäume und kommen mit einer kleinen Ernte in den Fratoio um ihren Eigenbedarf an Öl zu pressen. Frisches Öl ist ungestüm, noch etwas scharf und enthält eine angenehme Bitternote. Mit einem Stück Brot, etwas Salz und einem Glas Wein ergibt das ein wunderbares Essen.
Besuche
Auch in diesem Herbst bekamen wir Besuch. Zoe und ihre Kollegin kamen für eine Woche zu uns und genossen die Ferientage am Meer oder am Pool bei Arturo. Dominic und Marius kamen um zu helfen nach Sizilien und packten nach Leibeskräften an. Frür uns beide ist es sehr schön zu sehen, wie unser gemeinsames Projekt langsam Kreise macht und auch die Jungen begeistert. Geteilte Freude ist doppelte Freude und gemeinschaftliches Arbeiten ein Fest. So beginnen wir auch das Haus den Bedürfnissen der Jungen anzupassen. In den hohen Räumen hat es reichlich Platz für einen Soppalco für ein Matrazenlager damit wir genügend Schlafplätze für alle haben.
Auf der Baustelle bekommen wir auch spontanen Besuch aus der Schweiz, Gabriela und Beat (mit ihnen wanderten wir auf die Blüemlisalp) besuchten uns und schauten sich das Projekt an. Beide sind gute Wanderer, für sie ist diese Region sehr ergiebig, Neben der Schlucht Cava Grande waren sie auch auf dem Äthna und im Vendiccari. Katrin und ich hatten zahlreiche Vorschläge für sie - ich denke kaum, dass in den paar Tagen alle möglich war. Wir hatten jedenfalls sehr Freude und vielleicht gibt's ja auch ein Wiedersehen auf unserer Terrasse.
Aufrichtung (Oktober 2015)
Wie in der Schweiz, so feiert man auch in Sizilien die "Ufrichti" nachdem das Dach fertig ist. Wir haben diese Grillata schon seit längen versprochen, nun konnten wir endlich alle Handwerker einladen. Es braucht wenig! Brot, einige Früchte, einen Kuchen, (viel) Wein und tüchtig (7 Kg) Fleisch! Mit diesen Zutaten feierten wir mit den Handwerkern auf der Baustelle das fertige Dach. Anfangs war es etwas schwierig, weil nicht alle Handwerker und Gäste einander kannten, aber je länger der Nachmittag, desto vergnügter wurde die Runde.
Das kleine Fest versammelte alle Menschen die uns in Sizilien wichtig geworden sind, wir freuten uns sehr dass alle gekommen sind. Arturo und Marghe haben natürlich tüchtig mitgeholfen. Arturo besorgte das Fleisch in einer Metzgerei seines Vertrauens, es scheint wirklich wichtig zu sein, wo man Fleisch kauft - die Qualität variiert stark. Jedenfalls hatte Arturo die richtige Wahl getroffen, alle lobten die Grillata und assen genüsslich. Auch die Vegetarier kamen nicht zu kurz, Ruth und Fulvio kamen mit ihren Erntehelfern zum Fest. Ruth verdanken wir viel - ohne ihren Rat hätten wir die ehemalige Ruine nicht mit so sanften Händen renoviert. Nachträglich stellt sich heraus, dass das Haus genaue wie sie gesagt hat auch funktionieren würde ohne Strom und Wasseranschluss.
Domenico und Ruth Maucieri waren auch zu Gast, sie degustierten unser Öl und lobten es - ein unbestechliches Urteil, die beiden produzieren seit Jahren grosse Mengen bestes Oel und haben einen feinen Gaumen für Qualität.
Leider konnte Rolf und Heidi nicht mehr zu uns kommen, sie reisten wenige Tage vorher ab. Ihr Projekt auf dem Hügel über Noto nimmt auch Formen an. Wir trafen uns zweimal und verbrachten interessante Tage zusammen.
Cannoli
Für Cannoli gibt es in der Region eine Adresse die wirklich zu empfehlen ist: die Pasticceria Barocco in Noto. Hier werden die Röhrchen beim Kauf jedesmal frisch gefüllt, das verhindert das sie innen matschig werden. Cannoli müssen frisch gegessen werden - lieber zuviel auf einmal als am anderen Tag einen schlapprigen Rest!! Beim Kaufen immer weniger nehmen als das Auge möchte! Connoli sind eine Bombe aus Kalorien, Aromen und Genuss!
Katrin's Vorlauf
Katrin hat das Glück fünf Wochen in Sizilien zu verweilen. Während ich noch zu Hause bin und meiner Arbeite nachgehe, bekomme ich ab und an Fotos die meine Vorfreude verstärken sollen. Das Bild zeigt Katrin beim Olivenlesen in den Bäumen von Ruth. Im Gegensatz zu den Mandeln tragen die Oliven in diesem Jahr wunderbar. Wir freuen uns auf die Ernte und sind gespannt wie viel Öl es geben wird. Mandeln gibt es diesmal keine, der Februar war viel zu kalt, kaum eine Biene konnte fliegen darum haben die Bäume sehr spärlich angesetzt. Nun sind die Mandeln auf allen Feldern Mangelware, das führte wohl dazu, dass unsere wenigen Früchte während unserer Abwesenheit von Bauern geerntet wurden.
Eigentum, Arbeit, Not und Diebstahl sind wichtige Themen in Sizilien! Auf der Baustelle verschwinden immer wieder Materialien. Das letzte was wir vermissen sind die alten handbehauene Steine die ich im Februar aus dem Boden gegraben habe. Kein einziger ist geblieben! Ich denke oft über die Armut in Sizilien nach, es gibt Menschen die leben mit wenig Annehmlichkeiten ein karges Leben.
Sie ernten fremde Felder ab, versorgen sich selber und arbeiten tageweise für sehr kleinen Lohn. In Sizilien muss niemand hungern, diesen Satz hören wir immer wieder von Sizilianer oder von Imigranten. Das da auch Felder abgeerntet werden die nicht wirklich aktiv bewirtschaftet werden ist niemandem zu verübeln. Darum müssen wir den Verlust hinnehmen und uns damit trösten, dass vielleicht ein Bauer durch diesen kleinen Ertrag etwas besser durch den Winter kommt. Der Baustoffdiebstahl ist aber eine organisierte Sache, die Steine können wir sicher jetzt in einem Antiquitäten - Schickimickigeschäft käuflich erwerben. Mich ärgert`s!!!
Wie dem auch sei! Katrin geniesst die Tage mit Bernadette in Syrakus und das wunderbare Wetter.
Die Tankstelle und ihre Bedeutung für das tägliche Leben
Seit wir in Sizilien angekommen sind ist die Tankstelle ein zentraler Punkt für uns geworden! Wir essen dort oft zu Mittag, treffen Leute oder benutzen die Tankstelle als Platz für die Siesta. Auf der Tankstelle essen alle Handwerker am Mittag etwas Kleines, dort gibt es die allerbesten Brote. Wer den Alltag in Sizilien kennen lernen will sollte einmal statt in die Pizzeria einen Versuch in der Tankstelle wagen.
Frohnleichnahm Juni 2015
Während den paar Tagen über Fronleichnam reisten wir für einige Dringlichkeiten kurz nach Sizilien. Dringlichkeiten haben etwas drängendes, es eilt gewissermassen sehr! So war das jedenfalls gedacht! Schnell zum Architekten, einige Freunde treffen, dies und das erledigen, kurz auf die Bank, eine Besprechung mit dem Hydraulico und natürlich die kommende Bauetappe mit Carmelo planen. Nichts ist so gekommen wie gedacht! Wir mussten eine überlange Anfahrt über Palermo in Kauf nehmen, weil in Catania der Flughafen für einige Stunden, zur Entschärfung einer Bombe aus dem zweiten Weltkrieg, geschlossen war. Für uns bedeutete dies, dass wir lange 15 Stunden unterwegs waren und ganz Sizilien von West nach Ost durchreisen mussten um zu unserem Haus zu gelangen. Es muss noch gesagt werden, dass auch die Autobahn wegen einigen maroden Brücken geschlossen ist! Darum führte uns der Weg durch die bergige Region der Madonina. Wir machten trotz Müdigkeit und das Beste draus. Die Landschaft in der Madonina ist wunderschön, alles ist grün und die Besiedlung sehr locker. Einige Sizilianer sagten uns, diese Bergregion wird auch die "Schweiz" von Sizilien genannt, aber die Strassen hier sind kriminell eng und kurvig. Wir haben schon oft mitgeklatscht, wenn ein Pilot in Catania sicher gelandet ist. Diesmal mussten wir klatschen, weil der Busfahrer diese Strecke millimetergenau gefahren ist und trotz vieler prekärer Momente nicht verunfallt ist.
In Noto mussten wir erstmals an einer anderen Adresse übernachten. Arturo und Marghareta waren für diese Tage schon ausgebucht. Unsere alte Tradition vom gemeinsamen Essen hielten wir aber trotzdem ein. Die beiden hatten aber müde Gäste, was sie nicht weiter störte, wir hingen am Tisch, die lange Reise und die Hektik der Schweiz in den Knochen und konnten einfach sein wie wir waren.
Das Zimmer überraschte uns! Ein Dammuso von erlesener Schönheit - man könnte fast auf den Gedanken kommen auch noch in der Stadt eine kleine Liegenschaft ….. aber nein, erst machen wir alles in Rosolini fertig, dann überlegen wir uns ein neues Projekt. Katrin hat auch schon von einer Höhlenwohnung in Scicli gesprochen ; - ).
Trotz der unvorhergesehenen langen Anreise erwarteten uns alle mit Freude und wir konnten auch mit einem Tag weniger alles Dringliche erledigen. Es blieb uns sogar Zeit bei Ruth und Domenico vorbei zu schauen, wir merken immer mehr, dass uns Leute wichtig werden, auch wenn wir uns nur selten sehen.
Auf der Baustelle warteten alle auf uns! Eine wunderbare Darbietung von emsigem Fleiss. Der Hydraulico musste etwas messen, Carmelo montierte mit seiner Equipe das Unterdach und der Architekt erschien auch wieder einmal auf der Baustelle. Wir freuten uns am Fortschritt den die Arbeiten machten. Für mich bestätigten sich meine Pläne, und Katrin erkennt immer mehr, dass das Haus auch einmal fertig werden könnte! Inzwischen ist es Vorsommer geworden, aus den Mandelblüten sind schon Früchte gewachsen, in diesem Jahr keine grosse Ernte, weil es im Februar sehr kalt und regnerisch war, dafür haben die Oliven reichlich "angehängt" - mit etwas Glück erwartet uns im Herbst eine schöne Oliven.
Am letzten Abend schlenderten wir für ein Abschiedsgelato durch Noto, auf dem Hauptplatz stand eine Leinwand von der wir nicht genau wussten wozu sie da steht, wir vermuteten einen Zusammenhang mit den vielen Hochzeiten die in dieser Jahreszeit im Dom gefeiert werden. Beim Eindunkeln wurde es aber schnell mal klar, auf der Leinwand wurde der Final von der Champions League übertragen. Wir blieben sitzen, Katrin wegen dem Fussball ich wegen Katrin und wir beide wegen der Stimmung. Es ist einfach ein anderes Leben hier! Es genügt eine Fussballspiel und die Menschen treffen sich einfach auf der Piazza - sicher, nach dem verlorenen Spiel war das Fest dann sehr schnell zu Ende. Mir wäre der Sieg von Turin recht gewesen, Katrin aber war mit dem Ausgang des Finales recht zufrieden. Barcelona ist eben auch eine Reise wert!
Wir freuen uns schon heute auf die Herbstferien, dann geht's in die zweite Bauphase! Der Innenausbau wir viel mehr Spielraum lassen, das alte Haus zu gestalten. Wir sind schon heute daran uns für passende und auch praktische Bodenplatten zu entscheiden und wir denken über einen Ofen und den Ausbau der Küche nach.
Rohre, Klemmen Kies und Zement, Mai 2015
Wir bekommen in der letzten Zeit immer wieder einige Fotos von Giuseppe, die den Fortschritt auf der Baustelle dokumentieren. Ende Mai wird das Cordoletti auf dem Dach gegossen. Wiederum sehr viel Beton und Eisen die dem Haus Festigkeit geben. Neulich schickte Giuseppe einen kleinen Film, den wir euch nicht vorenthalten wollen.
Die Equipe von Carmelo arbeitet wirklich hart auf der Baustelle und auch der Hydraulico hat schon angefangen Röhren zu verlegen. Zu sehen sind die Elektroröhren die später das Haus mit Licht und versorgen und die Steckdosen speisen sollen. Für mich ist die Bauweise etwas ungewohnt, in unseren Breitengraden würde der Zugang niemals durch das Dach, sondern durch den Boden gehen.
Im Juni werden wir für einige Tage auf der Baustelle sein und alle Neuigkeiten bewundern. Wir hoffen, dass bis dann auch das Dach gemacht und mit Ziegeln bedeckt ist.
La Famiglia Siziliana, April 2015
Die Ostertage 2015 gehen als erstes Fest in die Geschichte von Poggio delle Mandorle ein! Auf der Besucherliste standen einige unserer Kinder, Verwandte und meine Eltern. Meine Eltern wagten sich mit dem Camper auf die lange Reise. Bei unserem Ferienhaus bei Arturo konnten sie dann ihr Zuhause auf Rädern wunderbar parkieren. Nico, Anaïs und Laurin bekamen im andern Studio Platz und Nick und Nina durften das lauschige Häuschen in der Ebene mitten unter den Zitronen und Orangenbäumen bewohnen.
Alle wollten gern unser Projekt kennen lernen. Arturo und Margherita erwarteten unser Familie schon seit einiger Zeit sehnsüchtig.
An Ostern wurden wir mit einem Essen verwöhnt wie es das wohl nur in Italien geben kann. Die Familie bedeutet hier alles und das Osterfest ist das grösste Familienereignis im Jahr.
An Ostern trafen dann auch noch unsere Kinder ein. Sie reisten über Milano nach Sizilien und hatten neben einer langen Zugfahrt auch noch einen Motorschaden am Flugzeug zu überstehen. Letztlich reichte es ihnen in Catania noch auf den letzten Bus, so dass sie erst in der Nacht bei uns eintrafen.
Am Ostermontag trafen wir uns erneut zum Essen bei Arturo, er zauberte uns allerlei Köstlichkeiten auf die Teller. Natürlich gab es auch noch einen selber gemachten Limoncello und ein Verdauungsnickerchen im Garten. Wir wurden einfach nur verwöhnt, nach diesen zwei Tagen waren wir schon wieder ganz "Zuhause" und die Rückkehr undenkbar weit entfernt.
Leider machte nach Ostern die Sonne eine kleine Pause und zeigte sich nur noch gelegentlich! Tagsüber konnte es sommerlich warm sein, dann wieder blies ein kalter Wind der uns in die Windjacken zwang. Viele sagen, dass sich das Wetter auch in Sizilien langsam verändere, die sommerlichen Frühlings-temperaturen sind nicht mehr so verlässlich wie früher, dafür kommen lange Perioden ohne einen Tropfen Regen immer häufiger vor. Dieses Jahr ist ein Regenjahr! Die Oliven werden es danken und wir bei der Ernte im Herbst sicher auch.
Am Nachmittag besuchten wir alle zusammen die Baustelle. Die Familie war begeistert von der Lage in der Natur unweit von Stadt und Meer und besonders beeindruckt von den alten, soliden Mauern. Natürlich hatten alle sofort einige Gestaltungsideen, wenn es nach Anaïs gegangen wäre, hätten wir bereits die ersten Gartenstühle in der Ikea in Catania gekauft! Mein Vater untersuchte das Gemäuer etwas kritischer und bemerkte schnell, dass noch viel Arbeit vor uns liegt, bis das Haus wirklich bewohnbar ist. Laurin stellte sich ein römisch - griechisches Eingangstor, mit einer liegenden Statue vor. Im Theater von Palazzolo liesse er sich in der Pose seiner Idee selber fotografieren. Schöne Ideen, wir sind aber froh, wenn es uns in den nächsten Jahren gelingt, die vielen Steinmauern wieder zu reparieren. Das Eingangsportal mit Statue machen wir dann etwas später.
Auf der Baustelle gab es nicht viel zu tun. Carmelo kümmerte sich um das Notwendigste. Endlich, nach der langen Regenzeit trocknete das Gelände etwas ab, nun war es möglich, die Terrassen zu giessen. Katrin und ich erschraken ob der Grösse die wir in Auftrag gegeben hatten. Es zeigte sich aber dann, dass Carmelo da und dort auch noch einige Abweichungen zu unseren Gunsten mass.
Mit der Treppe zum Garten verlor die Mauer die bedrohende Wucht der Höhe. Die Terrasse schmiegte sich in dieser Form fast sanft in die Landschaft ein. Nach dem Einbringen von 25 Kubikmeter Beton steht das Haus nun auf festestem Grund. Die Terrasse bietet auf allen Seiten viel Platz. Die Sonne umkreist das Haus während dem Tag, so ist es möglich zu jeder Tageszeit einen sonnigen oder schattigen Platz aufzusuchen.
In der zweiten Woche hatten wir Zeit uns mit Freunden zu treffen. Domenico und Ruth luden uns zum Essen ein. Domenico kennt die Gegend aus seiner Kindheit, es ist spannend zu zu hören, was es noch alles noch zu entdecken gibt und welche Geschichten sich hinter Statuen und alten Bäumen verbergen. Die Wanderung durch die wilde Schlucht von Ispica haben wir jedenfalls für den nächsten freien Moment fest eingeplant.
Rolf und Heidi aus Noto besuchten unsere Baustelle. Es ist schön zu erleben, dass ausserhalb der Schweiz Menschen zusammenkommen die ähnliche Ideen oder Träume haben wie wir. Zusammen mit Maddalena (unserer ersten Liegenschaftsmaklerin) feierten wir das Wiedersehen bei einen ausgiebigen Apéro und einer Pizza zum z`Nacht.
Ruth hat ein altes Handwerk wieder entdeckt und flechtet aus getrockneten Palmblättern traditionelle Gebrauchsgegenstände. Im "Inferno" erlebten wir einen gemütlichen "interlingustischen" Abend unter allerlei interessanten Leuten, die in der Region ihr eigenes Leben, etwas abseits der breiten Strömungen verwirklichen. Diese Treffen sind wunderbar, oft sprechen wir auch über die Schattenseiten von Sizilien. Wie überall gibt es auch in dieser Region viele Schwierigkeiten und bedenkliche Entwicklungen. Dazu gehört die Umweltzerstörung durch gigantische Bauprojekte genauso, wie die hohe Arbeitslosigkeit insbesondere der jungen Sizilianer. Andererseits stehen die Felder leer. Niemand will sie bewirtschaften, an den Ackerflächen haben nur ganz wenige Menschen Interesse, viele verlassen ihr Land um in einer Stadt eine "leichtere" Arbeit zu finden. Diese Entwicklung ist für den Erhalt der Inselschönheiten fatal! Ein verlassenes Land wird ausgeplündert und geschunden bis es nichts mehr hergibt. Wusstest du, dass in Sizilien nach Erdöl gebohrt wird? Nun soll auch noch die "Frakingmethode" zur Erdgasgewinnung eingesetzt werden!! Dabei fällt mir ein, dass ich das italienische Wort für "Nachhaltigkeit" nicht kenne!!!!
Pläne, Zweifel und Entscheidungen, März 2015
Sizilien erlebt ein Regenfrühling wie seit hundert Jahren nicht mehr. Nach langer Trockenzeit regnet es in diesem Jahr das ganze Frühjahr hindurch immer wieder. Alte ausgetrocknete Flussläufe führen plötzlich Wasser, obschon sich kaum jemand an einen Fluss an dieser Stelle erinnert.
Für Land und Pflanzen ist das gut, der Grundwasserspiegel ist in den vergangenen Jahren immer mehr gesunken, vielleicht hilft nun der andauernde Regen, die ausgetrockneten Reservoire zu füllen.
Auf der Baustelle verhindert das nasse Wetter leider ein zügiges Vorankommen. Die Lastautos können den kleinen Weg zum Haus bei dieser Nässe im Moment nicht fahren, weil sonst der Hang abbrechen könnte. So nehmen wir die Langsamkeit in Kauf und freuen uns an den kleinen Fortschritten die Carmelo mit seinem Team machen kann.
In Erinnerung an die Herbstferien 2014, sind wir mit Stubers zusammengesessen. Ihre Fotos sind wunderschön und illustrieren die spannende Zeit der Planung und natürlich vieler kleiner Exkursionen in der Umgebung.
Die Dias brauchen etwas Zeit.
Graben, Beton grosse Entscheidungen, Februar 2015
Der Februar soll in Sizilien der kälteste Monat und für Bauarbeiten am Dach wegen der Niederschläge nicht so geeignet sein. Nun gut, wir versuchten es trotzdem und trafen in Noto auf kalte und feuchte Wochen! Entgegen den Erwartungen trugen wir am Morgen gern eine Mütze und am Abend zum Schlafen waren wir sehr froh über die bescheidene Heizung im Haus. Dafür sind die Farben zu dieser Jahreszeit eine Pracht! Die Felder sind grün und die Mandelbäume blühen wunderbar. Das Spiel zwischen Sonne und Regen zauberte imposante Regenbogen über die Zitronen- und Orangenfelder, wie wir sie noch nie gesehen haben.
Nach einigen Anlaufschwierigkeiten in den ersten Tagen, die Sprache ist einfach immer eine Hürde bis ich mich wieder eingelebt habe und sie von Tag zu Tag besser verstehe, begannen die Bauarbeiten. Zuerst erhielt das alte Haus ein neues Fundamet aus Eisen und Beton, so steht es mit seinen alten Mauern fest in der Erde und ist gut gegen Feuchtigkeit geschützt. Während der Grabarbeiten konnte ich mich von der guten Qualität der alten Steinmauer bis tief in die Erde überzeugen. Die Mauern gehen einen halben Meter tief in die Erde - der Gedanke, dass das haus wohl ohne Bagger gebaut wurde lässt einem über die Kunstfertigkeit der Maurer von damals staunen. Im gleichen Arbeitsgang entstanden auch das Fundamet für die neuen Mauern. Irgendwie sind aber diese Mauern nicht ganz regelkonform! Der Architekt erliess noch einige Änderungsangaben die mich zuerst eher verwirrten als erleichterten. Später zeigte sich dann, das dieser Zwischenschritt für die Bewilligung wirklich wichtig war. Das Verhältnis zu Architekten wurde von Tag zu Tag besser. Ich denke er begrifft jetzt gut, dass wir das Haus so weit wie immer möglich in seinem ursprünglichen Zustand belassen wollen. Die Baubewilligung ist auch nach unserer Abreise nicht eingetroffen, es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf den Architekten zu verlassen! Er sieht im Bewilligungsverfahren keine Schwierigkeiten - wir können den Dschungel von Ämtern und Büros kaum durchschauen und sind froh, wenn er diese Arbeit für uns erledigt.
Die Unterstützung von unserem lieben Freund Arturo klärte dann auch den Auftrage für das Bauunternehmen. Zu allem was wir bereits besprochen hatten kam noch eine lange Liste von Neben- und Vorbereitungsarbeiten dazu. Wir haben nur so gestaunt, wie schnell Carmelo (unser Baumeister) mit seinen Leuten arbeitet! In Kürze war das ganze Haus geräumt, die Terrassen aufgeschüttet und der Vorplatz planiert. Zu allem anderen haben wir auch die Zisterne geputzt und wir konnten schnell feststellen, dass sie sich in einem wunderbaren Zustand ohne Risse und Spalten befindet. Vorerst müssen wir auch keinen Brunnen bohren weil wir das Wasser von einem Nachbarn (Schwager von Carmelo ; - )), der unweit von uns eine leistungsfähige Pumpe hat, beziehen können. Nach einem kleinen Anstrich wird unsere Zisterne ganze 30 000 Liter Wasser fassen!
Unsere Pläne für eine Vergrösserung des Hauses haben wir, nach einem langen Gespräch mit Ruth, im vergangenen Herbst losgelassen. Jetzt zeigt sich wie recht Ruth hatte. Alles was hier dazugebaut wird ist letztlich nur störend und wirkt fremd. Dennoch müssen wir die Badezimmer an einer Ecke anbauen, wir haben uns nun entschieden, die Masse so zu verringern, dass auch dieser Anbau den Gesamtcharakter des Hauses wenig beeinträchtigt. Ruth hat uns auch zur Beibehaltung der Zisterne geraten (wir wollten anfänglich noch einen riesigen Tank vergraben), auch dieser Rat erwies sich als richtig - jetzt wo wir die wunderbare kühle Zisterne gesehen haben, ist jeder neue Plastiktank keinen Gedanken mehr wert.
Seit wir in Sizilien sind, treffen wir immer wieder auf liebe und hilfsbereite Menschen, vor einem Jahr haben wir uns bei Maucieris eingeladen. Wir haben die Adresse von einer Freundin von Katrin erhalten. In diesem Februar durften wir wieder zu Gast sein. Die beiden haben den Schritt nach Sizilien im Alter von fünfzig Jahren gewagt. Für sie war der Umzug etwas einfacher, weil Domenico ein gebürtiger Sizilianer von Ispica ist. Inzwischen haben sie sich einen sehr grossen (damit meine ich einen wirklich grossen) Olivengarten erschaffen. Die beiden beeindrucken uns sehr, seit vielen Jahren machen sie diese harte Arbeit und dabei ist auf jedem Fleck vom Hof die Liebe zur Natur und zum Land ersichtlich.
Diesmal hat uns Salome und Nicolas mit ihren beiden Kindern Basil und Gwendoline begleitet, beide sind Gärtner und können nur im Februar in die Ferien verreisen. Wir hätten ihnen so gern etwas wärmere Tage gewünscht, trotz der Pullover und der Feuchte hatten wir zusammen eine tolle Zeit. Basil hat tatkräftig auf der Baustelle mitgeholfen und die kleine Gwendoline machte einfach nur Freude. Nicolas und Salome erklärten mir wie "Bäume schneiden" geht, aber da liegt noch ein grosses Stück Arbeit und Erfahrungen vor mir bis ich es wirklich begriffen habe.
In den zwei Wochen ist es einen riesigen Schritt vorwärts gegangen. Carmelo und seine Leute werden noch einen weiteren Monat bauen. Sie sanieren das Dach und legen die ersten Leitungen für das Abwasser. Auch die Unterböden aus Beton giessen sie während unserer Abwesenheit ein. So werden wir das Haus, wenn wir wiederkommen, sehr verändert vorfinden.
Es gibt so viele Vorurteile gegen die Arbeitsweise von Südeuropäern bei uns, wir machen da ganz andere Erfahrungen! Die Lösungen auf der Baustelle sind einfach und praktikabel. Die Abmachungen verbindlich und die Stimmung während der Arbeit sehr konzentriert aber immer fröhlich. Ich lasse euch die Fotos unter dem Seitenreiter „Projekt", damit ihr sehen könnt, wie sich unsere Ruine langsam in ein Haus verwandelt.
Besichtigung und Pläne, Oktober 2014
Nach unserer Rückkehr zeigt sich Sizilien im Herbst von seiner schönsten Seite. Temperaturen fast wie im Sommer und das Meer immer noch wunderbar warm. Wir haben drei Wochen Zeit für das Haus, die Organisation der Renovierung und natürlich auch Freundschaftspflege und Erholung.
In Noto treffen wir zuerst unsere lieben Freunde Arturo und Margherita, sie haben uns ihr Haus zur Verfügung gestellt - wir sind schon fast Dauermieter und Idas kleine Gästehaus ist uns schon zur zweiten Heimat geworden. In den ersten Tagen streifen wir mit Rolf und Esther durch die Gegend, besuchen Sehenswürdigkeiten und kommen erst mal zur Ruhe. Ein Sonnenuntergang an sich ist schon schön, dann noch ein Glas Wein und Oliven das bringt einem dem Paradies schon näher…
Eine grosse Enttäuschung ist der Anblick des Cava Grande, dieser wunderbar wildromantischen Schlucht oberhalb von Noto. Sie ist in der Zwischenzeit ausgebrannt und bleibt für mindestens vier Jahre geschlossen.
Auch in unserem Haus verbringen wir viel Zeit. Die Pläne von zu Hause verlieren immer mehr an Bedeutung je länger wir hier sind. Das Haus ist einfach gebaut, unsere Ideen von einem Turm und vielen Fenstern passen nicht in diese Landschaft. Wir wollten nie einen grossen Umbau sondern immer nur eine Sanierung mit einigen Erweiterungen. Nach einigen Gesprächen, vielen Stunden Arbeit auf dem Gelände und Besuchen bei Menschen, die ebenfalls ein einfaches Leben in der Gegend führen, reduzieren wir die Renovation auf das Allernotwendigste. Nun muss es uns nur noch gelingen, die italienischen Baubewilligungen für dieses reduzierte Projekt zu erhalten. Keine leichte und schon gar keine schnelle Sache!!
Wir beide hätten nie gedacht, dass wir einmal unsere eigenen Oliven pflücken könnten. Aber in diesem Jahr gibt es bereits eine erste kleine Ernte. Ruth zeigt uns wir das geht, erklärt uns die Unterschiede der Sorten, schildert den Vorgang der Pressung und natürlich auch der Pflege. Dieser Nachmittag in den Oliven ist für uns beide wunderbar, die heisse Sonne im Genick und die warmen Oliven in der Hand - wir freuen uns schon heute auf das kommende Jahr.
Die Olivenernte lässt uns dann weitere Erkundungen machen. Unser Grundstück ist gross und es hat noch viel Platz für weitere Bäume. Domenico und Ruth aus Ispica erzählen uns, wie sie zu ihrer Plantage gekommen sind und was sie alles lernen mussten bis zum ersten eigenen Olivenöl. Wir profitieren von ihrem Wissen und machen uns auf die Suche nach Gärtnereien! Aber das geht nicht ganz so schnell! Zuerst müssen wir das Haus in seiner Grundstruktur wieder aufbauen, Wasser auf das Gelände bringen und eine Zaun zum Schutz vor den Schafen ziehen, erst dann können wir die nächsten hundert Bäume pflanzen.
Zum Schluss der Ferien lernten wir auch noch Heidi und Rolf kennen. Potz! Sie haben einen wunderbaren Platz gefunden - wir freuen uns natürlich sehr zu wissen, dass nicht nur wir beide den Weg ins Unbekannte wagen und auch noch andere in der Region ihren Lebenstraum zu verwirklichen suchen.
Bei einem Pizzaessen im „Inferno“ bei Ruth, feiern wir zusammen mit anderen "Migranten" den letzten Sommerabend, bevor wir frühmorgens und schweren Herzens wieder heimkehren.
Projekt und Überaschungen, 2. Juni 2014
In der Zwischenzeit haben wir viel gezeichnet. Das Haus bietet so viele Ausbaumöglichkeiten! Die Apartments müssen alle ein Badezimmer erhalten. Wir versuchen aber trotz der Ausbaupläne den ursprünllichen Charakter zu erhalten und verzichten lieber auf "wünschbares" zu Gunsten der Ausstrahlung der alten Gebäudehülle. Noch im Juli wollen wir mit einem Archtekten zusammen sitzen und unsere Pläne besprechen. Wenn wir im Herbst nach Sizilien fahren, müssen wir uns für die definitive Form des Ausbaus sicher sein, damit wir mit dem Architekten an die Eingabe des Projekt bei der Gemeinde gehen können.
Katrin und ich machen immer wieder sehr schöne Begegnungen. In den Tagen im Juni haben wir spontan bei unserem Nachbaren geklopft, nach fast zwei Stunden haben wir sehr viel erfahren und den Eindruck erhalten, hier wirklich willkommen zu sein.
Eine tolle Überraschung waren die Olivenbäume die Ruth in der Zwischenzeit für uns geschnitten hat. Wir vergessen immer wieder wie viele auf dem Grundstück stehen. Nach der grossen Schneideaktion sehen sie richtig sauber aus. Durch das Schneiden haben wir nun auch Aussicht auf das Meer in der Ferne.
7. September 2013